Archiv für den Monat: Oktober 2003

Das Wunder von Bern

Deutschland 1954, der Krieg ist vorbei und das Land am Beginn des Wirtschaftswunders. Auch die Familie Lubanski hat sich von den Folgen des Krieges erholt, muss aber ohne den Familienvater Richard (Peter Lohmeyer) auskommen, der immer noch in Kriegsgefangenschaft ist. Die Mutter Christa (Johanna Gastdorf) hat mit Hilfe ihrer Tochter Ingrid (Birthe Wolter) eine kleine Gastwirtschaft aufgebaut, welche den Großteil des Familieneinkommens liefert und Bruno (Mirko Lang), der ältester Sohn, verdient ein paar Mark als Musiker dazu. Matthias (Louis Klamroth) ist der jüngste Spross der Familie, er kam zur Welt als Richard im Krieg war, und ist Fußballbegeistert. Sein Idol und Ersatzvater ist der angehende Nationalspieler Helmut „Boss“ Rahn (Sascha Göpel), der für seinen Lieblingsverein, Rot-Weiß Essen spielt. Doch das Familienleben gerät ins wanken, als Richard aus der Gefangenschaft zurückkehrt und sich als Familienoberhaupt behaupten will. Für Matthias ist das aber nicht die einzige Sorge. Er wäre lieber in der Schweiz, bei der Fussball Weltmeisterschaft, denn er weiß, dass der „Boss“ ohne ihn als Glücksbringer nicht gewinnen kann.

Ich denke ich verrate nicht zuviel, wenn ich gleich sage, dass Deutschland diese WM gewonnen hat. Das sollte Allgemeinbildung sein, denn dieser Film basiert auf einer wahren Begebenheit. Man kann das auch nicht oft und deutlich genug sagen, denn für die meisten ist es schon reine Fiktion, dass die deutsche Fußballnationalmannschaft (der Herren) mal eine Meisterschaft gewinnt. Das Wunder von Bern ist einer der besten deutschen Filme, die ich seit sehr langer Zeit gesehen habe. Er erinnert mich von der Botschaft her an Seabiscuit, doch man wird hier nicht von dem Patriotismus erschlagen. Die Weltmeisterschaft gab der Nation damals Hoffnung und vielleicht wird versucht das mit dem Film auch zu erreichen, jetzt am Anfang eines neuen Aufschwungs. Es werden im Grunde drei Geschichten erzählt. Die der WM, die der Lubanskis, einer Familie aus der Arbeiterschicht, und am Rade die Geschichte eines frisch verheirateten Pärchens aus den gehobeneren Schichten. Die Story ist wie gesagt wahr und wunderbar inszeniert ohne kitschig zu werden. Sehr gute Charaktere, die hervorragend von ihren Schauspieler umgesetzt werden. Speziell sei hier das Vater-Sohn Gespann von Peter Lohmeyer und Louis Klamroth genannt, die auch im richtigen Leben eine Familie sind und schon allein dadurch eine gute Chemie haben. Sönke Wortmann, den man nach „Kleine Haie“ und „Der bewegte Mann“ schon fast vergessen wollte, hat mit diesem Streifen mal wieder ein gutes Stück deutschen Film auf die Leinwand gebracht, etwas was man leider viel zu selten in letzter Zeit sieht. Auch wer sich nicht besonders für Fußball erwärmen kann, wird an diesen zwei Stunden rund um das runde Leder gefallen finden.

Wertung: 5/6
Link: IMDB

Darkness

Nur widerwillig ist Regina (Anna Paquin) mit ihren Eltern, Mark (Iain Glen) und Maria (Lena Olin), und ihrem kleinen Bruder Paul (Stephan Enquist) in das Heimatland ihres Vaters, nach Spanien, gezogen. Die Schule gefällt ihr nicht, lieber würde sie ihren Abschluss in den heimischen USA machen, und auch das neue Haus, abseits der Zivilisation, findet nicht ihren Zuspruch, zumal dort nichts richtig zu funktionieren scheint. Doch sie hat einen neuen Freund gefunden und auch mit ihrem Großvater versteht sie sich gut. Trotzdem ist es ihr hier nicht geheuer. Aber all das ist vergessen, als eine alte Krankheit ihres Vaters wieder auszubrechen scheint. Er wird aggressiv und unberechenbar, eine Gefahr für die restliche Familie. Es wird von Tag zu Tag schlimmer, Mark bekommt immer wieder schreckliche Alpträume und auch Paul scheint nicht davon verschont zu bleiben. Das Ganze wird Regina immer unheimlicher und nach und nach enthüllt sie die dunkle Vergangenheit des alten Hauses.

Darkness ist ein Horrorthriller, der versucht an die junge, recht erfolgreiche Horrorfilmvergangenheit Spaniens anzuknüpfen. Man fühlt sich dezent an „Ring„, „The Others“ und „Shining“ erinnert, aber es handelt sich hierbei nicht um einen billigen Abklatsch, sondern um eine recht passables, eigenständiges Werk. Dem Titel entsprechend wird sehr viel mit Dunkelheit, Licht und Schatten gespielt, aber in Anbetracht des Kontextes und der Qualität dieser Spielereien, sehe ich es mal nicht als übertriebenen Unsinn an, wie in vielen anderen Filmen. Auch mit Musik und Soundeffekten wird ein gewisser Grusel aufrecht erhalten. Darkness ist keiner der Horrorfilme, die auf Blut und Gewalt basieren, sondern entsprechend der Vorbilder auf subtiler Spannung. Anna Paquin kann in ihrer Rolle als mutige, liebende Schwester und Tochter durchaus überzeugen, die Leistungen der restlichen Cast sind auch ganz ok. Als Manko sei die stellenweise etwas löchrige Story genannt, aber dies ist unauffällig. Auffälliger ist dagegen eher die Unlogik der Aktionen mancher Charaktere, wer bleibt schon freiwillig in einem Haus, von dem man weiß, dass es spukt und „böse“ ist. Aber das ist ein typisches Horrorfilmproblem. Alles in allem ein durchaus brauchbarer Horrorfilm, man hat zwar nicht alles rausgeholt, aber immerhin.

Wertung: 4/6
Link: IMDB